Wenn der Schneebesen den Rhythmus wieder herstellt
Detektieren und Behandeln von Herz-Rhythmusstörungen mit neuester 3D Mapping Technik
Man erkennt es nicht gleich als medizinisches Gerät und doch ist das Rhythmia Mapping System ein Meilenstein bei der Versorgung von Patienten mit Rhythmusstörungen. Kernstück des Systems ist ein kleiner Katheter, der einem Mini-Schneebesen ähnelt und mit Elektroden sowie einem Magnet-Feld-Sensor ausgestattet ist. Im Herz-Kreislauf-Zentrum Rotenburg wird seit einigen Monaten dieses neu angeschaffte System vom Chefarzt der Rhythmologie, Dr. Stefan Steiner eingesetzt. „Das Gerät versetzt uns in die Lage, Herzrhythmus-Störungen noch schneller zu diagnostizieren und präziser zu behandeln“, so Dr. Steiner, der in der Klinik besser unter „Elektro Steiner“ bekannt ist.
Seither wurden im Herz-Kreislauf-Zentrum ca. 20 Patienten mit dem neuen System der Firma Boston Scientific behandelt.
Einer von Ihnen ist Helmut Müller (54) aus Heringen-Lengers. Seit seinem ersten Vorhofflimmern 1997 war der gelernte Elektriker, daher von Dr. Steiner als "Kollege" angesprochen, zu Beginn medikamentös eingestellt und im Jahr 2012 das erste Mal mit einer Katheter-Ablation behandelt worden. Bei diesem kathetergestützten Spezialeingriff am Herzmuskelgewebe werden krankhafte elektrische Erregungsherde verödet und somit belastende Herzrhythmusstörungen beseitigt. Im August 2018 wurde bei Herrn Müller eine untypische Form von Vorhofflattern festgestellt. Sein Herz schlug permanent 120-130mal pro Minute. Ein normales Herz dagegen schlägt etwa 60-100 mal pro Minute.
Eine elektrische Kardioversion brachte keine bleibende gesundheitliche Verbesserung und so bot Dr. Steiner Herrn Müller an, eine Ablation mit dem neuen Rhythmia Mapping System durchzuführen. Dank dieses Eingriffs konnte bei Herrn Müller das kranke Gewebe genau lokalisiert werden. Schon vier Tage nach dem Eingriff konnte der Lengerser wieder die Klinik verlassen.
„Mir geht es wieder gut und habe mich bei dem gesamten Klinikpersonal gut betreut gefühlt. Das ist schon top.“ so der 54-jährige.
Ein mit Elektroden ausgestatteter kleiner Sensor ist das Hauptelement des neuen Systems. Er wird über die Leiste in den Körper bis ins Herz eingeführt. Die Sonde erkennt elektrische und magnetische Felder, die durch den Patienten gelegt werden und damit virtuelle, dreidimensionale und hochauflösende Bilder des Herzens in Echtzeit errechnen und darstellen. Der Sensor kann in 15 Minuten über 20.000 Messpunkte liefern. Zum Vergleich: Mit der herkömmlichen Methode wurden in 30 Minuten ca. 500 Datensätze gespeichert. „Diese Informationsmenge erlaubt es uns, viel schneller und exakter ein detailliertes 3D-Bild des Herzens zu erstellen und so präzise den problemverursachenden Abschnitt des Herzmuskels zu identifizieren“, erläutert Dr. Steiner.
„Gerade bei komplexen Rhythmusstörungen unterstützt uns das neue System die Behandlungszeit und die Strahlenbelastung für den Patienten zu reduzieren.“, so die abschließende Zusammenfassung des Chefarztes der Rhythmologie.