Wann ist „nach Corona“?
Einmal im Monat bietet Dr. Klaus Edel die Post-Covid-Sprechstunde an. Vorstellen können sich dort alle, die nach einer überstandenen Corona-Infektion weiterhin über Symptome klagen. Gemeinsam mit den Betroffenen spricht Edel über mögliche Ursachen und empfiehlt ihnen bei Bedarf weitere Untersuchungen in seinem Team – so wie Sven Ole Müller. Im Interview spricht der 63-Jährige über die Spätfolgen der Corona-Erkrankung.
Dr. Edel, wer die Medien verfolgt, der kann ein diffuses Bild möglicher Langzeitfolgen beobachten. Während einige über starke Müdigkeit und anhaltenden Husten klagen, spüren andere Kopfschmerzen, klagen über Geschmacksstörungen oder Durchfall. Gibt es denn typische Long-Covid-Symptome und wenn ja, wie viele Personen sind davon betroffen?
Über die vergangenen Wochen hinweg wurde eine Vielzahl von Studien durchgeführt, die sich genau dieser Frage gestellt haben. Hinzu kommen für mich viele persönliche Kontakte zu Kollegen deutschlandweit, die ein ähnliches Bild wie ich erhalten haben. Demnach zeigen sich am häufigsten Symptome wie anhaltende Erschöpfung bzw. Müdigkeit, Atemschwierigkeiten und eine Riech- oder auch Geschmacksstörung. Das RKI gibt an, dass ca. 40 Prozent der Patienten, die wegen ihrer Infektion stationär behandelt werden mussten, auch weiterhin medizinische Versorgung benötigen. Die Schwere dieser Symptome ist dabei stark unterschiedlich.
Im Gespräch haben Sie berichtet, dass Sven Ole Müller ohne sein derart gutes Körpergefühl die anhaltenden Symptome unter Umständen gar nicht gemerkt hätte. Könnte daher die Dunkelziffer größer sein?
Die Dunkelziffer spielt hier sicherlich eine entscheidende Rolle. Herr Müller folgt einem ausgearbeiteten Trainingsplan und hat ein strenges Auge auf seine Vitalparameter. Viele Patienten, die vor allem auch stärker vom Gefühl her beurteilen, ordnen anhaltende Kopfschmerzen oder Müdigkeit unter Umständen als eine Art Winterdepression ein.
Es ist bekannt, dass bei einigen Menschen die Covid-Erkrankung bzw. deren Symptome verhältnismäßig lange anhält. Ab wann kann man nun von Long-Covid sprechen?
Auch hier sind sicherlich noch viele weitere Studien in der Zukunft notwendig. Wir Mediziner sprechen bei Symptomen, die bis zu sechs Wochen anhalten, von einem Post-Covid-Syndrom. Dies liegt demnach dann vor, wenn Menschen mehr als sechs Wochen nach der Erkrankung noch unter Symptomen wie starker Müdigkeit, Kopfschmerzen, Störungen der Sinnesorgane oder gar Atemproblemen leiden. Diese können sehr gerne die offene Sprechstunde für Long-Covid bei uns am HKZ nutzen.
Im Fall von Sven Ole Müller konnten Sie sozusagen Entwarnung geben und ihm zu einem angepassten Trainingsplan und einer möglichen Ernährungskur raten. Welche Behandlungswege liegen außerdem für Betroffene vor?
Leider muss man sagen, dass aktuell keine Medikamente zur Vorbeugung vorliegen. All unseren Patienten raten wir zu einer gesunden Ernährung mit viel Vitamin C und Rote Beete, die eine positive Wirkung auf die roten Blutkörperchen hat. Auch ausreichend Bewegung an der frischen Luft ist wichtig. Ich empfehle 45 bis 60 Minuten am Tag. Einige Patienten können gemeinsam mit einem Physiotherapeuten eine Atemgymnastik durchführen. Ganz allgemein gesprochen sind sportliche Angebote verschiedenster Art, die die Lunge unterstützen, als positiv zu beurteilen.
Post-Covid-Syndrom bei Leistungssportlern
Sven Ole Müller muss nach Corona-Infektion erst wieder in Trainingsplan zurückfinden
Schneller, weiter, höher – Sven Ole Müller ist Ultra-Ausdauersportler, nimmt beispielsweise am gefürchteten Race across America oder dem Red Bull Trans-Siberian Extreme teil. Im Winter 2021 sucht er das Herz-Team am Rotenburger HKZ auf: Nach einer Corona-Infektion im Herbst merkt der 52-Jährige, dass sein Körper in den Spitzenbereichen nicht mehr so kann wie vor der Erkrankung.
„Fast unsere gesamte Familie wurde positiv getestet, sogar unsere jüngste Tochter von 15 Monaten“, berichtet Sven Ole Müller. Im Herbst 2021 war die 6-köpfige Familie zeitgleich verschiedener Orts in Quarantäne, da fünf von ihnen positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Die Symptome von allen, so der Hochleistungssportler, waren mild bis nicht merkbar. Vereinzelt traten Kopf- und Gliederschmerzen auf, der Geruchssinn war teilweise weg. Nur wenige Wochen später war die Infektion eigentlich vergessen berichtet er: „Über das Post-Covid-Syndrom haben wir uns aufgrund der sehr milden Symptome wenige Gedanken gemacht.“ Auch die ersten Trainingseinheiten, in denen er sich nach der kurzen Zwangspause wieder an seinen gewohnten Trainingsplan herantastete, verliefen normal: „Ich trainiere in der Regel 30 Stunden pro Woche – da ist eine Woche gesamthaft ohne „richtigen“ Sport natürlich ein Thema.“
Kaum bis keine Symptome gespürt
Sein Training richtet der gebürtige Weidaer gemeinsam mit seinem Personal Trainer auf eine extrem hohe Ausdauer hin aus. So vertritt er Deutschland beispielsweise bei dem über 9.000 Kilometer langen Trans-Siberian Extreme. „Dabei legen wir rund 77.000 Höhenmeter zurück. Dafür musst du dich und deinen Körper einfach entsprechend vorbereiten und in den Trainingseinheiten immer wieder Reize setzen“, so Müller. Es sind vor allem die sogenannten Spitzenbereiche, bei denen er merkt, dass etwas nicht stimmt. „In der Ausbelastungsfrequenz war ich gute 20 Herzschläge unter meinem Niveau“, erklärt Müller, der seine Trainingseinheiten gemeinsam mit seinem Personal Trainer eng überwacht. In einem Telefonat mit Dr. Klaus Edel vom Herz-Kreislauf-Zentrum, in dem die beiden Männer eigentlich eine gemeinsame Veranstaltung im Herbst planen wollen, spricht er das Thema an. Edel, der sich seit Mitte des vergangenen Jahres intensiv mit dem Post-Covid-Syndrom oder auch Long-Covid-Syndrom befasst, erkennt hier direkt erste Symptome und lädt den Höchstleistungssportler kurzerhand zur weiteren Diagnostik zu sich ein.
Klaus Edel ist Chefarzt der Klinik für Kardiologische-Rehabilitation, Sportkardiologe und seit 2021 ärztlicher Direktor des Herz-Kreislauf-Zentrums in Rotenburg. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben seine Kollegen und er eine Vielzahl an Corona-Patienten sowohl im akuten Status der Infektion als auch danach behandelt. Regelmäßig bietet der 62-Jährige eine offene Sprechstunde zu Long-Covid an, in der Menschen mit anhaltenden Symptomen sich beraten lassen können. Bei Bedarf können Betroffene sich direkt bei ihm bzw. seinem Team vorstellen. So auch Sven Ole Müller, der kurzerhand zur Diagnostik aus dem benachbarten Thüringen nach Osthessen anreist.
Untersuchung am HKZ bringt Klarheit
Während der Spiroergometrie erkennt Edel die Problematik seines Patienten. „Die Spiroergometrie hilft dabei, die Belastbarkeit der Lunge und des Herz-Kreislaufsystems zu ermitteln. Dabei findet zum einen ein EKG unter Belastung statt. Hinzu kommt eine Messung der Konzentration von Sauerstoff und Kohlendioxid in der Atmung“, so Edel. Dazu trägt der Patient, während er in der Regel auf einem Laufband läuft oder am Ergometer fährt, eine Maske, die die Luft, die er ein- und ausatmet, untersucht. Edel fokussiert sich hier vor allem auf die aerobe-anaerobe Schwelle: „Dieser Punkt ist für Sportler wie Sven Ole Müller von großer Bedeutung. Bis zu diesem Belastungslevel nimmt der Körper gerade noch so viel Sauerstoff auf, wie er braucht. Treibt ein Sportler sich über diese Schwelle hinaus, so wird sein Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.“ Genau das ist der Fall bei dem Ultraausdauersportler, dessen gewohnte Belastungsgrenze runtergesetzt wurde. „Ab diesem Punkt beginnen das Blut und die Muskeln, zu übersäuern, was eine ernsthafte Gefahr für das Herz darstellen kann“, ergänzt Edel. Übersäuertes Blut führt zu einer Verengung der Herzkranzgefäße und kann der Durchblutung des Herzmuskels damit schaden. Darüber hinaus messen die Experten in der sportkardiologischen Ambulanz den Durchmesser der roten Blutkörperchen. Nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 können diese so verformt sein, dass ihre Funktion des Sauerstofftransportes stark beeinträchtigt ist. Immer wieder beobachten Klaus Edel und sein Team solch veränderte, nicht funktionsfähige, rote Blutkörperchen nach einer Corona-Infektion. Diese Blutkörperchen können Sauerstoff nur noch schwer ans Gewebe abgeben. Es resultiert Luftnot. Deren Ursache liegt nicht in der Lunge, sondern am gestörten Sauerstofftransport im Körper. Doch was genau bedeutet dieser Befund für Sven Ole Müller. „Als Ultraausdauersportler muss er sich nun nicht schonen. Er muss sich jedoch die Zeit nehmen, um seinen Körper langsam wieder auf das Niveau von vor der Erkrankung zu trainieren. Der Körper bildet gesunde rote Blutkörperchen von selbst nach. Dieser Prozess kann auf natürliche Weise durch bestimmte Nahrungsmittel unterstützt werden. Diesen Tipp konnten wir Sven Ole Müller mit auf dem Weg geben. Er sollte damit seine ursprüngliche Form schon bald wieder erreicht haben“, ist Edel mit seinen Befunden zufrieden. Ebenso geht der Facharzt mit Zusatzqualifikation Sportkardiologie nicht davon aus, dass Sven Ole Müller die Symptomatik ohne sein sehr gutes Körpergefühl frühzeitig bemerkt hätte: „Im Alltag wäre diese Verschiebung der aeroben-anaeroben Schwelle sicherlich nicht aufgefallen. Da sich die Blutkörperchen allmählich von alleine regenerieren, ist nach überstandenem Long-Covid-Syndrom nicht mit Langzeitfolgen zu rechnen.“
Neuer Trainings- und Ernährungsplan helfen
Auf die Frage nach der Impfung antwortet Sven Ole Müller mit einem „Ja“. Sie sei schließlich für die Teilnahme an Wettkämpfen sowohl in Deutschland als auch den meisten anderen Ländern weltweit eine Voraussetzung. Deshalb hat er sich im Herbst vergangenen Jahres impfen lassen – noch vor der Infektion mit dem Virus. „Natürlich kann man im Nachhinein nicht sagen, ob die Infektion ohne Impfung ähnlich verlaufen wäre“, so der Geraer. Dass die Veränderung der Blutkörperchen in einem Zusammenhang mit der Impfung steht, davon geht sein behandelnder Arzt Klaus Edel nicht aus. „Diese Symptomatik ist bekannt für Personen, die eine Covid-Infektion durchlaufen haben. Sie ist nicht als typische Impfreak- tion bekannt“, so Edel.
Long-Covid-Syndrom – Was nun?
Behandlungsmöglichkeiten der Bioresonanztherapie Zwei Jahre sind seit Beginn der Covid-19-Pandemie vergangen. Die rasante Entwicklung von Impfstoffen und Testmöglichkeiten werden begleitet von Mutationen des Virus. Die WHO gibt an, dass weltweit etwa 10 % der Erkrankten an langwierigen Folgen leiden – und das nicht nur nach schweren Krankheitsverläufen. Das sogenannte Long-Covid-Syndrom wird heute in der Regel definiert als das Anhalten von Symptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder auch einer Geruchsstörung sechs Wochen nach Abklingen der akuten Infektion mit dem Corona-Virus. Eine mögliche Therapieform sehen Wissenschaftler in der Bioresonanztherapie, einer Form der Regulationstherapie, die über elektromagnetische Impulse in den Stoffwechsel eingreift. „Dazu ist es zunächst wichtig zu verstehen, wodurch das Long-Covid-Syndrom bedingt ist“, so Dr. Klaus Edel, der dabei die nachweislich veränderte Struktur der Roten Blutkörperchen nach einer Infektion anspricht. Diese seien nicht mehr in der Lage, den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. In der Regel, so Edel weiter, schaffe die Eigenregulation des Körpers es jedoch von alleine, die Immunreaktion entsprechend zu steuern und die Infektion zu beseitigen: „Schafft der Körper das nicht, liegt eine Regulationsstörung vor. Dabei muss der Arzt zunächst herausfinden, wodurch diese ausgelöst wird.“ Nach einer Corona-Infektion stellt das vom Virus zurückgelassene Toxin im Körper diese Ursache dar Hier kann die Bioresonanztherapie wichtige Hinweise liefern.
Dank ihr sind Ärzte in der Lage, präzise zu ermitteln, wie stark die aktuell veränderte Struktur den Organismus beeinträchtigt, und unmittelbar durch elektrische Impulse eine Behandlung einzuleiten. Hintergrund dieser Therapieform ist das System der Grundregulation nach Pischinger, welches umfassend die einzelnen Körperzellen und ihre Umgebung betrachtet. „Aktuelle Erkenntnisse aus diesem Forschungsfeld zeigen, dass Regulationstherapien einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel haben“, beschreibt Edel. Die Behandlung erfolgt in der Regel über mehrere Therapiesitzungen hinweg, in denen jeweils ein Test und eine Behandlung durchgeführt werden. Auf diese Weise kann sehr nah am und mit dem Patienten die beste und schonendste Therapieform gewählt und stets angepasst werden. Mögliche unterstützende Behandlungsformen sind Hydrotherapie, Wärmeanwendungen, Massagetechniken oder auch Bewegungstherapien. „Insgesamt sind dies alles Verfahren, die einen positiven Einfluss auf die eigene Körperregulation haben“, ergänzt Edel. Hinzukommen je nach Bedarf Medikamente, die für die Stärkung der Körperregulation bekannt sind.
Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder-Zeitung vom 26.03.2022